Geschichte

Die Urspünge des Sattlerberufes gehen bis auf die Urbewohner unserer Erde zurück, Lederhufschuhdenen schon gegerbte Felle und Häute zur Ausstaffierung ihrer Wohnstätten gedient haben. Das Sattlerhandwerk entwickelte sich aus den Berufen der Beutler, Nadler, Gürtler, Riemer und Täschner. Im Mittelalter gelangte der hl. Wolfhard als Sattler zu Reichtum und Ansehen und wurde später zum Schutzpatron des Sattlerhandwerks ernannt. Wolfhard, † 30.4.1127 weilte während seiner Wanderschaft 1096/97 in Verona, gab dann alles den Armen und lebte 20 Jahre als Einsiedler in einem Wald an der Etsch. Um 1117 bezog er eine Zelle beim Kloster S. Salvatore zu Curte-Regia.

Mit den Mauren kam aus dem arabischen Raum die so genannte Maroquinerie nach Spanien. Hierbei handelt es sich um eine Form der Lederbearbeitung, wobei mit Prägewerkzeugen typische Muster in die Lederoberfläche geschlagen werden. Diese Kunst erreichte ihre Blütezeit um 1400; sie war besonders beim Adel und beim Militär beliebt und verbreitet.

Im Jahre 1534 wurde in Berlin eine Riemer-Innung gegründet. Anfang des 18. Jahrhunderts schlossen sich Riemer und Sattler mit den Tapezierern zu einer Zunft zusammen. “Handwerk hat goldenen Boden” – dieser Satz galt lange Zeit auch für die Sattler, denn in fast allen Leben- und Wirtschaftsbereichen der Menschen wurden Lederwaren nachgefragt und verwendet. Die Nutzung der Dampfkraft durch Dampfmaschinen und die damit verbundene industrielle Fertigung vieler Gebrauchsgegenstände bereitete auch den Sattlerbetrieben Schwierigkeiten, weil die Pferde praktisch überflüssig wurden. Immer mehr Sattler mussten ihr Gewerbe aufgeben.

In den letzten 35 Jahren erfuhr mit der Wiederbelebung der Pferdenutzung im Hobby- und Sportbereich auch der Beruf des Reitsportsattlers eine Renaissance. Er stellt überwiegend Sättel, Riemenzeug, Fahrgeschirre und Zaumzeug her. Die weiteren Arbeitsbereiche der Sattler sind heute Autosattler und Fein- und Sportartikelsattler.

Das Werkzeug

Zum Werkzeug des Sattlers gehört neben allgemeinem Messwerkzeug wie Zollstock, Bandmaß, Stahllineal und -winkel vor allem Schneidwerkzeug wie Handmesser, Riemenmesser, Schärfmesser, “Monde” (das sind halbmondförmige Messer zum Zuschneiden von Riemen aller Art), aber auch die Riemenschneidmaschine, Hobel (früher für Treibriemenarbeiten verwendet) und Scheren.
Für die Löcher in Häuten und Riemen verwendet der Sattler Loch- und Stanzwerkzeug wie Lochzangen, Locheisen, Ziereisen, Stanzen für Ösen und Druckknöpfe und Nietwerkzeug.
Auch Schlagwerkzeug wie Sattlerhammer, Geschirrhammer oder Wagenhammer sowie die verschiedenartigsten Zangen dürfen in keiner Sattlerwerkstatt fehlen, ebenso wie Aufputzwerkzeug zur Ledernachbearbeitung, z. B. Reifel- und Streichwerkzeug zur Verzierung der Kanten mit Strichen oder Kantenzieher zum Brechen scharfer Lederkanten.
Einen besonderen Stellenwert nimmt für den Sattler natürlich das Nähwerkzeug ein. Das Nähross und der Nähkloben erleichtern die Handarbeit an dem oft schweren, teilweise sperrigen und widerspenstigen Ledermaterial.
Je nach Material und Nahtlänge werden für die meisten Näharbeiten mittelschwere bis schwere Arm- und Flachnähmaschinen eingesetzt. Diese sind geeignet für das Nähen von Segeltuch, Leder und für Polsterarbeiten.
Handnähte werden jedoch noch immer mit Hilfe von Ahlen und Sattlernadeln gelegt.
Das Nähen von Hand stellt an die Geschicklichkeit und Ausdauer des Sattlers die höchsten Anforderungen. In keinem anderen Beruf ist die Zahl der Nähte so mannigfaltig und erfordert in Armen und Händen so viel Kraft wie beim Sattler.